👨‍🏫 Wie der persönliche KI-Lerntutor für mich greifbar wurde

+ KI-Agenten, ChatGPT-Guide 4.5, Lumo und mehr!

Hallo zusammen 👋

Vor den Ferien hatte ich im Unterricht ein wenig Leerlauf und nutzte die Zeit, um mit meinen E-Commerce-Klassen KI-Anwendungsfälle aus der Berufspraxis zu besprechen.

Ein Schüler stellte dabei das Tool n8n vor (übrigens ein Berliner Unternehmen 😉), mit dem sich komplette Arbeitsabläufe mithilfe von KI-Agenten automatisieren lassen. Ich staunte nicht schlecht, als der Schüler zeigte, wie er damit die Content-Erstellung für die Social-Media-Kanäle des Unternehmens teilautomatisiert hatte.

Mir kamen umgehend zahlreiche Szenarien in den Kopf, wie ich meine eigenen Arbeitsabläufe damit automatisieren könnte. Wieder zu Hause griff ich also direkt zum Laptop und suchte nach „n8n Tutorial“.

Was fand ich? Hunderte Seiten an Dokumentation, weitere Handreichungen, dutzende YouTube-Videos. Und Begriffe, die sich anfühlten wie eine Fremdsprache: Token-ID? Webhook? HTTP-Request?

Mein erster Gedanke: Das ist was für Informatiker, aber nicht für Lehrkräfte. Mit der offiziellen Handreichung zum Tool kam ich nicht weiter und auch die ersten Tutorial-Videos überforderten mich komplett.

Mein zweiter Gedanke: Moment mal… Warum nutzt du nicht KI, um dich effektiver an das Thema herantasten?

Gesagt, getan. Ich verwarf meine bisherige Herangehensweise und überlegte, wie ich mich dem Thema mit Unterstützung von KI nähern könnte.

Herausgekommen ist folgende Vorgehensweise:

🔹 Schritt 1: NotebookLM als Dokumenten-Buddy

Zunächst habe ich die offizielle n8n-Dokumentation sowie sämtliche Video-Tutorials in NotebookLM von Google hochgeladen. Die Dokumentation wurde analysiert und die Video-Tutorials automatisch transkribiert. Nun hatte ich die Möglichkeit, mir einen kompakten Überblick zu verschaffen, gezielt Fragen zu stellen und Tipps zum Erstellen erster KI-Workflows zu erhalten. NotebookLM griff dabei nur auf die von mir bereitgestellten Quellen zu. Bei Bedarf gelang ich mit einem Klick zur jeweiligen Textstelle der Originalquelle und konnte mich tiefer einlesen.

🔹 Schritt 2: ChatGPT & Claude als Mentoren und Problemlöser

Im zweiten Schritt habe ich bei ChatGPT ein Projekt angelegt und wieder die n8n-Dokumentation als Hintergrundwissen hinterlegt. Auch hier konnte ich natürlich wieder ganz gezielt Fragen stellen. Viel spannender war jedoch die Möglichkeit, Screenshots von meinen (halbfertigen) Workflows bereitzustellen und dann ganz gezielt Tipps bzw. Feedback zu erhalten oder gar auftretende Fehler kollaborativ zu beheben.

Noch besser lief es übrigens mit dem KI-Chatbot „Claude“, auf den ich nach einiger Zeit umgestiegen bin. Claude konnte mir direkt optimierte Workflows als Code bereitstellen, die ich dann in n8n importieren und weiter anpassen konnte (nennt man Vibe-Coding, wie ich im Verlauf lernen durfte 🧑‍💻).

🔹 Schritt 3: Der Game-Changer – Gemini Stream

Das ständige Copy-Paste und häufige Tool-Wechsel wurden jedoch bald lästig und ich suchte nach einer besseren Lösung – und bin dabei auf die Stream-Funktion von Google Gemini gestoßen.

Das Tool ist recht neu und steht im Google AI Studio mit einem Bezahlaccount zur Verfügung. Das Tool kann den Bildschirminhalt sehen und analysieren. Dadurch konnte ich mit dem Tool nahtlos per Sprache interagieren, Fragen stellen und Tipps einholen.

„Was muss ich hier im Feld `ID´ eintragen?“, „Was stimmt hier mit dem Code nicht?”, „Was ist ein HTTP-Request?“ – das Feedback folgte umgehend per Sprachausgabe.

Was nun dabei herauskam? Mein erster eigener KI-Agent!

Er ist bereits aktiv und recherchiert jeden Tag automatisch KI-News im Internet, scannt relevante Webseiten, fasst RSS-Feeds zusammen und liefert mir jeden Morgen einen strukturierten Überblick über sämtliche Entwicklungen in mein Mail-Postfach – natürlich mit Verlinkung zum Originalartikel.


Was mich in der Rückschau jedoch noch mehr beeindruckt hat, als der KI-Agent selbst, ist die Art und Weise, wie ich mich in das Thema eingearbeitet habe.

Ich bin hier für mich persönlich völlig neue Wege gegangen und konnte mich in Rekordzeit in ein komplett neues Themenfeld einarbeiten.

Trotz aller Hilfestellungen musste ich jedoch weiterhin begreifen, was ich erstelle, eigenständig Probleme erfassen, Abläufe verstehen, Fehler erkennen und berichtigen. KI hat meinen Lernprozess also nicht ausgehebelt, sondern deutlich beschleunigt und gar vertieft. Ich hatte einen echten Sparringspartner an meiner Seite, der mich zielführend unterstützt hat.

Abschließend kann ich sagen, dass der häufig beschriebene, persönliche KI-Lerntutor für mich in diesem Moment greifbar und real geworden ist.

Könnte so oder so ähnlich also die Zukunft des Lernens aussehen? An manchen Stellen hakt es im Moment sicher noch ein wenig und wir stehen auch noch recht am Anfang. Perspektivisch entstehen hier aber großartige Möglichkeiten für Schule und Unterricht, die es aus meiner Sicht zu nutzen gilt.

Einen guten Start in die Woche und (zumindest vielen von euch) weiterhin schöne Ferien. Hier geht es jetzt auch für ein paar Wochen in die Sommerpause. Bis dahin! 😎

Beste Grüße

Manu

PS: Genauso spannend ist jetzt natürlich die Frage, wie sich zukünftig auch schulische Prozesse mit KI-Agenten und Workflows automatisieren lassen. Dieses Thema verdient sicher nochmal einen eigenen Beitrag, erste Ideen findet ihr aber schon mal weiter unten in meinem Beitrag zum neuen KI-Agentenmodus von ChatGPT.

PPS: Hier findet ihr alle weiteren Themen im Überblick:

  • 📘 ChatGPT-Guide für Lehrkräfte – Version 4.5

  • 💬 KI und Prüfungskultur – ein Interview mit Manuel Flick und Joscha Falck

  • 🤖 ChatGPT-News – KI-Agentenmodus, Advanced-Voice-Mode, GPT-5

  • 🛡️Lumo – KI-Chatbot mit Fokus auf Privatsphäre (ohne Anmeldung nutzbar!)

  • 🌱 KI-Ressourcenverbrauch – Mistral AI schafft Transparenz

  • ⌨️ Prompting-Tipp: So verabschiedest du dich vom “Ja-Sager-Modus”

📘 Der ChatGPT-Guide für Lehrkräfte – Version 4.5

Ich habe den ChatGPT-Guide für Lehrkräfte für euch wieder auf den aktuellsten Stand gebracht. Viele Inhalte wurden für die neue Version 4.5 umgeschrieben, aktualisiert und an die neuesten Entwicklungen angepasst.

Wer also die Ferientage nutzen möchte, um sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen, findet hier eine solide und wieder komplett aktualisierte Grundlage.

Viel Spaß damit!

➡️ Zum aktualisierten ChatGPT-Guide

💬 KI und Prüfungskultur – ein Interview mit Manuel Flick und Joscha Falck

Vor Kurzem haben Joscha Falck und ich unseren Leitfaden „Prüfen & Bewerten” veröffentlicht. Dies war der Anlass, mit Hendrik Haverkamp ausführlich über die Hintergründe und unsere Sichtweise auf eine KI-integrierende Prüfungskultur zu sprechen.

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Interviews:

➡️ Wie können Leistungen fair und zukunftsorientiert bewertet werden? ➡️ Wie kommt KI in unserer eigenen Prüfungspraxis zum Tragen? ➡️ Wie lässt sich eine KI-integrierende Prüfungskultur im Unterricht schrittweise etablieren?

Das Interview erscheint auf dem Blog von FelloFish. Vielen Dank an Hendrik Haverkamp für die Plattform und die Gelegenheit, unsere Perspektive zu teilen.

🔗 Zum Interview

🤖 ChatGPT-News – KI-Agentenmodus, Advanced-Voice-Mode für alle, GPT-5 im August

😎 KI-Agentenmodus bei ChatGPT im ersten Test

Ki-Agent ChatGPT Schule und Unterricht

OpenAI hatte letzte Woche den Agenten-Modus vorgestellt und diesen jetzt schneller als gedacht an Plus-Abonnent:innen in Deutschland ausgerollt.

Was kann der KI-Agent? Er agiert autonom und erledigt mehrstufige Aufgaben im Hintergrund – greift eigenständig auf Webseiten zu, steuert den Cursor, recherchiert und erstellt Dokumente.

Praxistest 1: Ich ließ den KI-Agenten recherchieren und eine Präsentation erstellen. Das Ergebnis nach 18 Minuten: ein solider Recherchebericht und eine PowerPoint-Präsentation mit verlinkten Quellen. Mein Aufwand: 10 Sekunden, 1 Prompt. Nachfolgend könnt ihr euch die unbearbeiteten Slides anschauen.

Praxistest 2: Eine Unterrichtsstunde zum Thema „Garantie und Gewährleistungsrechte“ erstellen.

Der Agent legte los, recherchierte und erstellte wie gewünscht eine Handlungssituation, einen Informationstext mit Quellenangaben, sowie eine Lehrerhandreichung mit Lösungen. Der Prozess war spannend zu beobachten: Der Agent öffnete im weiteren Verlauf selbstständig LibreOffice, der Cursor navigierte wie von Zauberhand, fügte Textinhalte in das Dokument ein, erstellte Tabellen und platzierte passende Abbildungen.

Das nach 27 Minuten erhaltene Ergebnis ist sicher ausbaufähig, auch die optische Ausgestaltung eher grundlegend. Eine Grundlage zur Weiterarbeit ist aber definitiv entstanden. Und auch hier gilt es wieder zu bedenken: 30 Sekunden Aufwand, 1 Prompt. Hier ein kurzer Überblick des Dokuments (1:1, ohne Nachbearbeitung).

KI-Agent, ChatGPT, Schule, Unterricht.

Einordnung: Der Agentenmodus ist beeindruckend, auch wenn die Ergebnisse in meinen Beispielen noch Luft nach oben hatten. Dennoch sehe ich hier Potenzial und bin gespannt, welche gewinnbringenden Möglichkeiten sich hier perspektivisch für den Schul- und Unterrichtskontext auftun. Wäre doch ein Traum, wenn sich hier in Zukunft zeitraubende Aufgaben wie die Formatierung von Arbeitsblättern auslagern ließen, damit mehr Zeit für wichtigere Dinge im Schulalltag bliebe.

Besonders bei sensibleren Anwendungsfällen sollten jedoch die Risiken im Blick behalten werden, die mit KI-Agentensystemen einhergehen – etwa wenn der Agent automatisch in eurem Namen E-Mails versendet oder auf eure persönlichen Daten (Kalender, Adressbuch etc.) zugreift.

Auch andere Tools (z. B. Manus, ChatLLM) bieten übrigens bereits ähnliche, teils umfassendere agentische Fähigkeiten, aber die Integration in ChatGPT wird das Thema sicher nochmal deutlich mehr in den Fokus rücken.

Es zeigt sich zeitgleich eindrucksvoll: Die Versuchung, Denkarbeit komplett auszulagern, war nie größer. Dies wird eine wachsende Herausforderung für den Unterricht darstellen – Skill-Skipping und De-Skilling werden noch greifbarer.

Weitere Details zum KI-Agentenmodus findet ihr im Release-Video von OpenAI. Über diesen Link gelangt ihr zu weiteren Beispielen für potenzielle Einsatzmöglichkeiten.

🎤 Advanced-Voice-Mode für kostenfreie Accounts

Im letzten Newsletter hatte ich von dem nochmals verbesserten Sprachmodus berichtet (Beispiel von letzten Newsletter hier). Jetzt hat OpenAI verkündet, dass der Modus auch für kostenfreie Accounts bereitgestellt wird. Probiert es mal aus, Gespräche wirken mit dem Update wirklich nochmal um einiges authentischer.

🚀 GPT-5 erscheint im August

OpenAI plant die Veröffentlichung von GPT-5 bereits jetzt im August. Was erwartet uns? Weniger Halluzinationen, bessere Genauigkeit und die Kombination aus Funktionen klassischer Modelle (wie bei dem Sprachmodell GPT-4o) und Reasoning-Fähigkeiten (wie bei dem Sprachmodell GPT-o3). Ich freue mich darauf, dass bei dem Nachfolger wohl Sprachmodelle zusammengefasst werden. Alle von euch, die einen Plus-Account haben, wissen sicherlich, wie unübersichtlich es bei der Auswahl der Sprachmodelle (GPT-4o, o3, 04-mini, 04-mini high, GPT-4.5, GPT 4.1, GPT-4.1-mini…) mittlerweile geworden ist.

🛡️Lumo – KI-Chatbot mit Fokus auf Privatsphäre (ohne Anmeldung nutzbar!)

Ich bin auf Lumo gestoßen – einen KI-Chatbot, bei dem Privatsphäre an erste Stelle steht. Der Chatbot ist kostenfrei und ohne Anmeldung nutzbar. Die Gespräche werden weder an Dritte weitergegeben noch zum Training von Sprachmodellen herangezogen.

Großartig, weil sich der Chatbot so ganz unkompliziert im Unterricht einsetzen lässt! Gerade für kleinere Projekte sehr sinnvoll, da direkt losgelegt werden kann.

Anbieter des KI-Chatbots ist der Schweizer Software-Anbieter Proton. Im Hintergrund laufen unter anderem die Open-Source-Sprachmodelle Mistral Small, Nemo und OpenHands 32B. Das sind nicht die leistungsstärksten Modelle, aber für grundlegende Anwendungsfälle absolut brauchbar!

Vielen Dank an Christine Stolz für den super Tipp! Über den nachfolgenden Link gelangt ihr zu Lumo und könnt den Chatbot direkt testen.

👉 Zu Lumo

🌱 KI-Ressourcenverbrauch – Mistral AI schafft Transparenz

Mistral AI schafft als erster KI-Anbieter echte Transparenz und weist am Beispiel seines KI-Sprachmodells Mistral Large 2 aus, wie hoch der konkrete Ressourcenverbrauch bei der Nutzung von KI-Sprachmodellen ist.

So führt die Erstellung von einer Seite Text zu 1,14 Gramm CO₂ (, 50 Millilitern Wasserverbrauch und 0,16 Milligramm Sb eq (Sb-Äquivalente, Standardeinheit für Ressourcenverbrauch) – Vergleichswerte siehe Abbildung.

Mistral AI gibt zudem an, dass der Standort der Datencenter entscheidend für den Ressourcenverbrauch ist – Rechenzentren in kühleren Klimazonen verursachen einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Aber auch Endnutzer:innen können durch das eigene Nutzungsverhalten natürlich die Umweltkosten reduzieren – etwa indem Prompts präzise formuliert werden und bei einfachen Use-Cases auch mal ein kleineres, weniger ressourcenhungriges Sprachmodell genutzt wird.

Zeitgleich wird es aus meiner Sicht aber immer schwerer, hier bewusste Entscheidungen hinsichtlich der KI-Nutzung zu treffen – besonders, weil KI-Nutzung immer omnipräsenter wird, KI-Features in sämtliche Apps und Tools wandern und wir immer häufiger KI nutzen, ohne es zu merken.

Aus meiner Sicht sind Transparenz und Schaffung von Bewusstsein dennoch wichtige und richtige Schritte. Es lohnt sich, gelegentlich kurz innezuhalten, die eigene KI-Nutzung zu hinterfragen und sich zu vergegenwärtigen, dass KI-Nutzung nicht ohne (Umwelt-)Auswirkungen bleibt. Auch für den Unterricht sind das wichtige Aspekte, die im Zuge des KI-Einsatzes und “Lernen über KI” thematisiert werden sollten.

Mehr Infos und Details findet ihr im Bericht von MistralAI.

👉 Mehr erfahren

⌨️ Prompting-Tipp: So verabschiedest du dich vom “Ja-Sager-Modus”

Prompt für Schule und Unterricht.

Ist euch auch schon aufgefallen, dass ChatGPT und Co. bei Interaktionen immer wider zu „Ja-Sagern” mutieren? Zustimmung, Lob und wenig Widerspruch – und wenn kritisch nachgehakt wird, rudern die Chatbots schnell zurück oder vollziehen gar eine komplette Kehrtwende.

Wenn ihr das vermeiden wollt, probiert mal diesen Hinweis mal für eure Custom Instructions aus:

Sei mein intellektueller Sparringspartner, nicht mein gefälliger Gesprächspartner. Wenn ich eine Idee äußere:

1. Hinterfrage meine Annahmen. Was setze ich als gegeben voraus, was vielleicht nicht stimmt?

2. Prüfe meine Logik. Gibt es Denkfehler oder Lücken?

3. Bringe Gegenargumente. Was würde ein kluger Skeptiker erwidern?

4. Zeige Alternativen. Welche anderen Perspektiven oder Deutungen gibt es?

5. Stelle Wahrheit über Zustimmung. Wenn ich falsch liege – sag es klar und begründe.

Damit antwortet euer Chatbot sachlich-kritisch und auf Augenhöhe.

Wenn ihr wissen wollt, wo ihr eure Custom Instructions findet und anpassen könnt, dann schaut mal in den aktualisierten ChatGPT-Guide (Kapitel 1.3) rein.

Viel Spaß beim Ausprobieren. ✨

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23.06.25 | 🧩 Wie sich KI souverän in den Schulalltag integrieren lässt