5 Strategien für ChatGPT im Unterricht 📈🧩

KI

Aktualisiert am 25.07.2023

5 effektive Strategien für ChatGPT im Unterricht

Schule und Unterricht stehen durch das Aufkommen von Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT gerade vor großen Veränderungen. Es ergeben sich dadurch enorme Potenziale, es tun sich aber zeitgleich viele Fragen auf.

Wie können wir als Lehrkräfte diese Technologie effektiv und verantwortungsbewusst einsetzen? Wie können wir sicherstellen, dass unsere Schüler:innen von den Vorteilen profitieren, ohne dabei die Risiken zu ignorieren? Welchen Sinn machen eigentlich noch Hausaufgaben, wenn eine KI in Sekunden Antworten auf selbst komplexe Fragestellungen geben kann? Und natürlich stellt sich übergreifend die Frage, inwieweit der KI-Einsatz im Unterricht ermöglicht bzw. eingeschränkt werden sollte.

In diesem Blog-Post versuche ich Antworten auf diese Fragen zu finden. Dazu stelle ich dir fünf mögliche Strategien zum verantwortungsvollen Umgang mit ChatGPT im Unterricht vor.

♟️5 Strategien zum Umgang mit KI im Unterricht

1. 🙌 ChatGPT im Unterricht zulassen

In der Debatte um ein Verbot von ChatGPT in Schule und Unterricht scheint sich mittlerweile eine klare Richtung abzuzeichnen. Eine größere Mehrheit hält ein Verbot für wenig sinnvoll, was alleine schon durch die mittlerweile veröffentlichten ChatGPT-Handreichungen der Bildungsministerien deutlich wird. Auch aus meiner Sicht sprechen gegen ein Verbot zahlreiche Gründe:

KI-Tools ist jetzt da und sie werden nicht mehr verschwinden.

Unsere Schüler:innen nutzen KI-Tools bereits sehr intensiv und konstruktiv, haben die Vorzüge von ChatGPT und Co. kennengelernt und werden die Tools deshalb auch weiter einsetzen - egal ob wir KI in der Schule verbieten oder nicht.

Ich würde noch weitergehen und behaupten, dass ChatGPT von unseren Schüler:innen wahrscheinlich schon bald genauso selbstverständlich genutzt wird wie heute schon Suchmaschinen oder ein Taschenrechner. Am Ende würden wir einen aussichtslosen Kampf führen.

Ich erinnere mich in diesem Kontext auch gerade an meine eigene Berufsschulzeit zurück, als ein Verbot von Smartphones in Schulen diskutiert wurde. Zumindest an unserer Berufsschule sind wir mittlerweile zu einer Einbindung der Endgeräte in den Unterricht übergegangen, um das Potenzial von Smartphones für Unterrichtszwecke nutzen zu können. Solch ein Umgang sollte meiner Meinung nach auch mit ChatGPT und anderen KI-Tools gefunden werden.

Ein Verbot von ChatGPT im Unterricht ist nicht durchsetzbar!

Um ein Verbot von KI im Unterricht durchzusetzen müssten wir zudem in der Lage sein, KI-generierte Inhalte zuverlässig zu erkennen. Und ja, es gibt Tools wie GPTZero oder den AI Classifier, mit denen man KI-Texte grundsätzlich erkennen kann - diese Tools funktionieren aber alles andere als zuverlässig. OpenAI gibt zu seinem hauseigenen Erkennungs-Tool AI Classifier selbst an, dass die Erkennungsquote aktuell nur bei 26 Prozent liegt (t3n.de)

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, habe ich ChatGPT auch schon dazu aufgefordert, einen zuvor von ChatGPT erstellten KI-Text so umzuschreiben, dass er nicht als KI-generiert erkannt wird. Das Erkennungs-Tool GPTZero hat den Text danach nicht mehr als KI-generiert eingestuft. Test nicht bestanden würde ich sagen.

GPTZero ChatGPT im Unterricht

Ein von ChatGPT erstellter Text nach der Überprüfung mit GPTZero

Der verantwortungsvolle Umgang mit KI beginnt für mich also damit, den Einsatz in Schule und Unterricht zu erlauben und sich auf einen sinnvollen Einsatz im Unterricht zu verständigen.

2. ☑️ KI im Unterricht sinnvoll einsetzen

Die KI sollte in meinen Augen deshalb sinnvoll in den Unterricht integriert werden. Genauso wie Taschenrechner oder Suchmaschine können nämlich auch KI-Tools bei richtiger Anwendung die Möglichkeiten der Schüler:innen um ein Vielfaches erweitern.

Hier noch ein paar Ideen, wie ChatGPT in den Unterricht integriert werden kann:

  1. ChatGPT kann beim Schreibprozess unterstützen. Die KI kann so zum Beispiel zur Ideengenerierung und zur Erstellung von Texten herangezogen werden. Da die KI-Texte aber wie bereits erwähnt nach wie vor fehlerbehaftet sind, müssen die Ergebnisse von den Schüler:innen weiter geprüft und überarbeitet werden.

  2. Man kann der Schüler:innen KI-generierte Texte bereitstellen, diese analysieren, vergleichen und überarbeiten lassen, wodurch die Analyse- und Urteilsfähigkeit der Schüler:innen gefördert wird.

  3. Gutes und zielführendes Prompt-Writing, also das Formulieren von Befehlen für ChatGPT wird an Stellenwert gewinnen und muss deshalb im Unterricht thematisiert werden. Die Ergebnisse der KI können nämlich stark variieren und sind davon abhängig, wie gut die Person mit der Technologie und gutem Prompt-Writing vertraut ist. Im Unterricht könnte also geübt werden, mit welchen Prompts man es schafft, gute Ergebnisse zu erhalten oder KI-Texte weiter zu verbessern.

  4. Für den Fremdsprachenunterricht ergeben nochmals zahlreiche weitere Möglichkeiten, die über Schreibprozess-Unterstützung, Analyse und Beurteilung hinausgehen. Dazu zählt die Unterstützung bei Grammatik und Wortschatzaufbau und vieles mehr. Diese und weitere tolle Möglichkeiten stellt u.a. Hauke Pölert in seinem Blog-Artikel vor.

  5. Im WiSo-Unterricht (und auch in anderen Fächern) muss der gesellschaftliche Einfluss, Veränderungen, Chancen, Grenzen und mögliche Gefahren durch die Technologie thematisiert werden. ChatGPT wird unweigerlich Einfluss auf unsere Lebens- und Arbeitswelt haben und große Veränderungen mit sich bringen. Welche das genau sind, wie wir gezielt von der Technologie profitieren können und wie wir mit KI umgehen wollen, sollte mit den Schüler:innen diskutiert werden.

Schaue dazu auch unbedingt in meinen ChatGPT-Guide für Lehrkräfte 2.0. Dort findest du 10 komplette Unterrichtseinheiten zum Einsatz von ChatGPT im Unterricht.

3. ⚖️ Regeln für ChatGPT im Unterricht vereinbaren

Mit den Schüler:innen könnten Regeln für den Einsatz von KI-Tools im Unterricht vereinbart werden. Darin sollte sich dann widerspiegeln, in welcher Art und in welchem Umfang der Einsatz von KI im Unterricht erlaubt ist. Dabei könnte auch festgelegt werden, in welchen Unterrichtsphasen und unter welchen Bedingungen KI für den Unterricht genutzt werden kann.

Professor Christian Spannagel hat hierzu unter dem Titel “Rules for Tools Regeln zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in seinen Lehrveranstaltungen formuliert, die auch auf den schulischen Unterricht übertragen werden können.

Für den Einsatz von KI bei Projektarbeiten habe ich mittlerweile selbst einen Vorschlag erarbeitet, den ihr hier in meinem Blog-Artikel findet.

In diesem Zuge halte ich es dennoch für wichtig, den Schülerinnen und Schülern zu verdeutlichen, dass es viele gute Gründe gibt, bestimmte Dinge auch weiter ohne KI erledigen zu können.

Wie kann man die Schüler:innen davon überzeugen? Ein paar Gedanken dazu:

  1. Inhalte kann man nur analysieren und beurteilen, wenn man auch weiß, was gute Inhalte ausmacht. Um dies einschätzen zu können, muss man auch mal Inhalte selbst erstellt haben.

  2. Wir möchten uns nicht vollends von einer Technologie abhängig machen, sondern auch noch ohne KI in der Lage sein, Inhalte zu erstellen.

  3. In Klassenarbeiten, in denen keine Hilfsmittel erlaubt sind (und die wird es ja weiterhin geben), kann nicht auf ChatGPT zurückgegriffen werden.

Diese und weitere Gründe lassen sich natürlich auch super gemeinsam mit den Schüler:innen erarbeiten!

4. 📈 Bewertung und Prüfungsformate überdenken

Bei diesem Thema sollte man in meinen Augen zunächst Ruhe bewahren!

Ja, die Schüler:innen können nun im Handumdrehen Aufgaben, Texte, Skripte und Erörterungen erstellen lassen. Alle Leistungen, die in der Schule erbracht werden, insbesondere Klassenarbeiten, sind aber weiterhin wie gehabt durchführbar, sofern keine Hilfsmittel erlaubt sind.

Die Problematik bei der Bewertung beschränkt sich also größtenteils auf Leistungen, die von den Schüler:innen außerhalb des Unterrichts erbracht werden - also Hausaufgaben, Hausarbeiten, Facharbeiten, Projektarbeiten und so weiter.

Zwar konnten wir auch schon vor ChatGPT nicht sicher sein, ob vielleicht die Schwester oder die Eltern bei den Hausaufgaben mitgewirkt haben, mit KI-Tools lässt sich nun jedoch noch viel einfacher fremde Unterstützung holen. Die Bewertung von zu Hause erbrachten Leistungen muss deshalb in meinen Augen definitiv überdacht werden.

3 Gedanken, wie wir dem Problem zukünftig begegnen können:

Strategien für ChatGPT im Unterricht

Bewertungs- und Prüfungsformate im Kontext von ChatGPT (CC BY-SA 4.0)

  1. ChatGPT kann zuverlässig Texte erstellen, bei der Erstellung von weiteren Medien sind jedoch zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch weiter die Schüler:innen gefragt. Denkbar wäre also, mehr auf Medientransfer zu setzen. Das würde in der Praxis bedeuten, dass die Schüler:innen beispielsweise verstärkt Erklärvideos oder Podcasts erstellen und diese dann bewertet werden.

  2. Des Weiteren könnte man die Aufgabenstellungen so umgestalten, dass sich die Verwendung von KI-Tools rechtfertigen lässt. Dazu muss es in meinen Augen vor allem eine Verschiebung hin zu Analyse und Reflexion geben. Als Lehrkraft sollte man sich jedoch darüber bewusst sein, dass ChatGPT auch bereits bei der Beurteilung und Reflexion unterstützen kann. Sicher wäre auch denkbar, die Aufgaben insgesamt komplexer zu gestalten, sodass diese nicht direkt von der KI beantwortet werden können. Auch bei Aufgabenstellungen mit persönlichem Bezug scheint sich ChatGPT noch schwer zu tun.

  3. Statt dem Lernprodukt könnte auch verstärkt der Lernprozess in den Fokus genommen werden. Den Lern- und Arbeitsprozess kann man zum Beispiel von Schüler:innen dokumentieren lassen und diese Aufzeichnung dann als Bewertungsgrundlage heranziehen. Um herauszufinden, ob die Leistungen von den Schüler:innen selbstständig erbracht wurden oder von einer KI stammen, können zusätzlich Präsentationen und mündliche Prüfungen herangezogen werden.

5. 🧑‍🏫ChatGPT als Lehrkraft selbst nutzen

ChatGPT kann uns Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung, Unterrichtsplanung, Materialerstellung und sogar im Rahmen von Bewertungsprozessen unterstützen. Viele konkrete Einsatzmöglichkeiten stelle ich in diesem Blog-Artikel und in meinem ChatGPT-Guide vor.

Genauso lassen sich im Handumdrehen zum vorhandenen Unterrichtsmaterial Klausuraufgaben, MC-Aufgaben, ein Quiz und mehr mit entsprechender Lösung erstellen. Eine enorme Entlastung.

Eines der größten Potenziale sehe ich darin, den Schüler:innen differenzierte Lernangebote machen zu können. Was ChatGPT nämlich richtig gut kann, ist Texte und andere Inhalte nach Sprache und Anforderungsniveau zu differenzieren.

Eine wichtige Kompetenz könnte es außerdem zukünftig sein, als Lehrkraft gutes Prompt-Writing zu beherrschen, um möglichst viel aus der Technologie für sich und für die Schüler:innen herauszuholen.

Entsprechend erachte ich es für sinnvoll, sich als Lehrkraft mit KI-Tools zu beschäftigen, das Potenzial zu nutzen und den Prozess aktiv mitzugestalten.

🎯 Fazit

Ich halte es für wichtig, dass wir als Lehrkräfte einen verantwortungsvollen Umgang mit ChatGPT und Co. in Schule und Unterricht finden.

In diesem Zuge erscheint es weder zielführend noch praktikabel, KI-Tools wie ChatGPT in Schulen zu verbieten. Stattdessen sollten wir diese Tools sinnvoll in unseren Unterricht integrieren. Dabei ist es wichtig, klare Regeln für die Nutzung von ChatGPT festzulegen und die Bewertungs- sowie Prüfungsformate entsprechend anzupassen.

Eines ist zudem klar: Unsere Schüler:innen nutzen ChatGPT bereits sehr intensiv und konstruktiv! Als Lehrkräfte sollten wir dies ebenfalls tun und das Potenzial der KI nutzen.

Was denkt ihr zu den Vorschlägen? Wie geht ihr mit der KI im Unterricht um? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen und den Austausch mit euch. Schreibt mir gerne alles in die Kommentare.

  • Bankhofer, A. (2023, 22. Januar). ChatGPT – Strategien für den eigenen Unterricht. 21st Century Educating. Abgerufen am 1. Februar 2023, von https://bankhoferedu.com/author/aliciabankhofer

    Honegger, B. D. (2023, 29. Januar). ChatGPT & Schule. Pädagogische Hochschule Schwyz. Abgerufen am 31. Januar 2023, von https://mia.phsz.ch/MIA/ChatGPT

    Pölert, H. (2023, 29. Januar). ChatGPT im Unterricht (Fremdsprachen) - 25 Praxisbeispiele für ChatGPT als Lern- und Unterrichtsassistent -. Unterrichten Digital. https://unterrichten.digital/2023/01/20/chatgpt-unterricht-fremdsprachen/

    Schwedt, A. (2023, 1. Februar). Neues Programm der ChatGPT-Erfinder soll KI-Texte erkennen können. Die Zeit. Abgerufen am 1. Februar 2023, von https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fdigital%2Finternet%2F2023-02%2Fchatgtp-erfinder-programm-schummeln-schularbeiten-kuenstliche-intelligenz

    Spannagel, C. (2023, 24. Januar). ChatGPT und die Zukunft des Lernens: Evolution statt Revolution. Hochschulforum Digitalisierung. Abgerufen am 29. Januar 2023, von https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/chatgpt-und-die-zukunft-des-lernens-evolution-statt-revolution

    Volkert, L. (2023, 25. Januar). Was Chat GPT für die Schulen bedeutet - ein besseres Bildungssystem? Süddeutsche.de. https://www.sueddeutsche.de/politik/chatgpt-bildung-pruefung-schule-1.5737321?reduced=true

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